Wiedergutmachungsakte Sehrbunt, Fritz Wilhelm Albert
Abkürzung
50 AfW, Nr. 250
Text
Sehrbunt, Fritz Wilhelm Albert Geb. 25.2.1882 in Quedlinburg
Vater: Karl Sehrbunt, Garteninspektor in Quedlinburg Mutter: Charlotte Sehrbunt geb. Rose
Zum Zeitpunkt der Heirat wohnhaft in Bielefeld, Turnerstr. 37
9.6.1908 Heirat mit Jenny Sehrbunt in Bielefeld. Ausgebildeter Kaufmann Seit 1908 selbständiger Glasveredelungs-Fachmann. Betrieb in Bielefeld und später in Bad Oeynhausen.
Verfolgung und Entschädigung:
Wirtschaftliche Benachteiligung durch seine Ehe mit einer "Volljüdin". Unterstützung durch einige wenige Betriebsinhaber dieser Sparte. Jegliche Lieferungen an behördliche Stellen wurden ihm entzogen.
Am 18.9.1939 wird der gesamten Familie Sehrbunt durch die Stadtverwaltung Bad Oeynhausen der Ausgang nach 20 Uhr verboten. Nach Verhaftung seiner Frau und Tochter wirtschaftlich fast völliger Stillstand.
Beantragt am 20.3.1946 erfolglos die Bereitstellung eines Betriebes und von Materialien. Gründet im Jahresverlauf selbst wieder einen Betrieb für "Spiegelgläser, Flachgläser, Verwertung eigener Erfindungen und Neuheiten der Glasveredelung" in der Körnerstr. 14, Bad Oeynhausen (vgl. Briefkopf).
15.4.1946 erster Antrag beim Sonderhilfsausschuss zur Anerkennung als "rassisch-versippter Verfolgter"
5.7.1949 Anerkennung als rassisch-versippter Verfolgter. Antrag auf Beschädigtenrente. Erwerbsfähigkeit auf 80% angesetzt. Ab 1.1.1949 Rente von 186,64 monatlich. 10.6.1949 Persönliche Angabe, von Oktober 1944 bis April 1945 vor Naziverfolgungen geflohen zu sein. Wechselnde Aufenthalte v.a. in Unterfranken (Würzburg, Lichtenfels, Coburg, Marktredwitz, Elben, Nordhausen, Benneckenstein). Übernachtungen in Bahnhofswartesälen. Beinleiden durch lange Fußmärsche sowie nervliche Zerrüttung.
Nach dem BEG neuer Antrag vom 21.1.1954 auf Anerkennung als Verfolgter und Kapitalentschädigung wegen Schäden im beruflichen und wirtschaftlichen Fortkommen (Beschränkung in seiner selbständigen Erwerbstätigkeit). Am 29.10.1956 vom Regierungspräsidenten Detmold abgelehnt. Keine persönliche Verfolgung nachweisbar.
Allerdings Zuspruch von Rente wegen Schadens an Körper und Gesundheit (§195 BEG) vom 13.6.1957. Ab 1.8.1957 286 DM monatlich und Nachzahlungen für die Zeit ab 1.1.1945. Erwerbsfähigkeit auf 25% angesetzt.
15.12.1956 Herzinfarkt und nachfolgende Erkrankung bis ca. Mai 1957