Bemerkung: Zum Forschungsgang:Der Sterbeeintrag ergab ein errechnetes Geburtsjahr 1762. Bei der Heirat 1818 wird er als im 52. Jahr seines Alters stehend angegeben, was ein errechnetes Geburtsjahr von 1767 ergeben würde. Die Spur führte zunächst nach Kaltenberg (heute: Studená), das zur Pfarrei Nieder-Rochlitz gehörte. Die Kirchenbücher (Taufen und Ehen) ab 1767 sind verfilmt, die früheren sowie die Totenbücher sind nur im Staatl. Gebietsarchiv Zamrsk zugänglich. Es gibt ein gedrucktes Ortssippenbuch, in dem keinerlei Liebsch oder ähnliche Namen gelistet sind. Um sicher zu gehen, wurden trotzdem die Filme der Taufen ab 1767 bestellt, und auch der tschechische Recherchist Eduard Kovalda hat die Bücher noch einmal geprüft und keinerlei Liebsch gefunden. Intensivere Internetrecherchen ergaben dann ein Vorwiegen des Familiennamens im Raum Rumburg/Böhmisch Kamnitz, wo sich auch ein Berg namens Kaltenberg (Studenec) sowie eine daneben liegende Ortschaft Kaltenbach (Studeny) fanden. Die Hypothese war dabei, dass, wenn ein Böhme nach seiner Herkunft gefragt wird und "Kaltenbach" sagt, ein Westfale vielleicht wirklich "Kaltenberg" verstehen könnte, insbesondere da ja die Nordwestdeutschen "Berch" statt "Berg" sagen. Direkt in Kaltenbach fand sich nun kein Liebsch, wohl aber im benachbarten Philippsdorf (Filipov). Ein Zufallsfund über einen weiteren böhmischen Liebsch, der in Westfalen und Umgebung gelandet war, ergab dann einen Hinweis auf einen Ortsnamen "Kahlenberg" (Kalenberg oder vielleicht auch Kaltenberg). Darauf wurde die Suche auf Orte ohne -t- ausgedehnt und führte schließlich nach Plesivec.
Bemerkung: Alter des Bräutigams: im 52. Lebensjahr, der Braut: 38 Jahre.Die im Heiratseintrag angegebenen Hausnummern zeigen, dass die beiden Nachbarn waren.
Bemerkung: Es wäre gut möglich, dass Anton vor seinem sehr späten Erscheinen und seiner Heirat in Münster Soldat war, ebenso wie sein Bruder Johann Joseph (der allerdings sehr viel früher geheiratet hat). Ohne genauere Angaben wird es aber sehr schwer werden, dies irgendwie zu belegen.Grundsätzlich dürfte für Böhmen wie für die meisten übrigen agrarisch geprägten Gebiete gelten, dass Migration eher kleinräumig in Entfernungen bis zu 20 Kilometern geschah. Offen ist die Frage, welche Bedeutung die Anwerbung von Soldaten für die überregionale Mobilität hatte. Anton, für den kein qualifizierter Beruf nachgewiesen ist, ist mit Sicherheit nicht als spezialisierter Professioneller in die Fremde gegangen. Vgl. an Literatur: Josef Grulich: Besitztransfer und regionale Mobilität der untertänigen Bevölkerung (Südböhmen 16.-18. Jahrhundert), in: Markus Cerman/Robert Luft (Hrsg.): Untertanen, Herrschaft und Staat in Böhmen und im "Alten Reich". Sozialgeschichtliche Studien zur Frühen Neuzeit (Veröffentlichungen des Collegium Carolinum, Bd. 99), München 2005, S. 127-151, hier S. 150. Zur Anwerbepraxis und Migration von Soldaten in der Frühneuzeit oder um 1800 scheint es eher wenig Material zu geben.